Martin Smolka

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En tractant (2008)

music for the silent movie "Entr'acte" (1924) by René Clair



List of percussion instruments:


Player 1: bass drum, tam-tam/water, 2 tom-toms, snare drum, 3 wooden drums, pair of cymbals/water, triangle/water, wooden rattle, "Jangle", crotali (pitch d, f sharp, h, c), mouth harmonica, bird

Player 2: kettle drum (range F-c), tam-tam/water, vibraphone, lions roar, 2 bongos, snare drum, 1 metal block, 2 woodblocks, wooden rattle, chinese cymbal, "Jangle", mouth harmonica, bird



Program Note:


(EN)

Entr'acte by René Clair is playful jolly Dadaistic film, filled with fantasy, crazy surprises, also crucial avant-gardist gesture (a rip through canvas!) and provocatively cynical jokes such as jumping funeral procession or man eating bits of funeral wreath. That richness does not need counterpoint. This is why I decided to give the music just supporting function, to underline its contours.

The movie has two main sections (I wish a performance without the 90 seconds lasting introduction preceding the heading titles, which differs in style from rest of the movie and which brakes the opening). The first is a free mixture of poetical pictures, which becomes story only close to its end. The other section, the most remarkable and longest one, is a story of funeral march that has bolted.

My music helps the first section only by few gentle sounds, following its poetical level. In the other section music illustrates almost descriptively the increasing velocity of both action on the screen and film manipulations such as cuts, double exposition, upside down sight of camera and "drunk" sway of camera, which builds a monumental gradation from funeral lento to wild speedy craziness.

My title follows the Dadaists devotion to games with words, especially through permutation of letters.


Martin Smolka, 7.8.2008


(DE)

Entr'acte von René Clair ist ein spielerischer und lustiger dadaistischer Film, voll von Fantasie, verrückten Überraschungen, avantgardistischen Einfällen und provozierend zynischen Späßen wie dem beschleunigten Trauerzug oder den Trauerkränzen, von denen gegessen wird.Dieser Reichtum braucht keine Kontrapunkte. Aus diesem Grund entschied ich, der Musik eine unterstützende, die Konturen des Filmes mitzeichnende Funktion zu geben.

Der Film hat zwei Hauptabschnitte. (Ich wünsche mir eine Aufführung ohne den 90 Sekunden langen Vorspann, der stilistisch vom Rest des Filmes differiert und ihn am Anfang ausbremst.) Der erste ist eine feine Mischung poetischer Bilder und kommt erst gegen Ende ins Erzählen. Der zweite Teil, der bemerkenwerteste und längste, beinhaltet die Geschichte vom Trauerzug.

Meine Musik unterstützt den ersten Teil mit nur verhaltenen Mitteln, sich am poetischen Charakter orientierend. Im anderen Abschnitt illustriert die Musik meist die waschende Turbulenz des Trauerzuges mit beschleunigter Bewegung, Schnitten, Doppelbelichtung, Aufnahmen von oben und einer "betrunkenen" Kameraführung, was zusammen eine eindrucksvolle Steigerung vom Trauermarsch-Lento bis zur verrückten, außer Rand und Band geratenen Wildheit entstehen lässt.

Mit meinem Titel folge ich der dadaistischen Neigung zum Spiel mit Wörtern, besonders durch Permutation der Buchstaben.


Martin Smolka, 7.8.2008



Reviews:


Dietrich Heißenbüttel: Dadaistischer Spuk im Kirchenschiff Stuttgarter Zeitung, 18.09.2009

Was Film und Musik aneinander fesselt, ist der zeitliche Ablauf. Aber Film ist mechanische Bewegung, ein Konzert muss mehr bieten. Wie gut beides zusammen funktionieren kann, zeigte gleich die erste Komposition von Martin Smolka zu "Entr'acte" von René Clair, ursprünglich vertont von Erik Satie. Smolka beginnt durchaus verhalten und lässt dem dadaistischen Einfallsreichtum des Films mit seinen Doppelbelichtungen, Zeitlupen und rückwärts laufenden Szenen vielRaum.

Erst in der berühmten langen Sequenz des zweiten Teils, als ein Beerdigungszug sich nach und nach in ein aberwitziges Tempo hineinsteigert, schwenkt der Komponist um auf ein Accelerando mit Rätschen, viel Blech und Pauken, nicht ohne dabei das Gespür für feine Nuancen und seinen Sinn für Humor zu verlieren.


Esslinger Zeitung, 18.09.2009

"Entr'acte" war an diesem Abend gleich zweimal zu sehen: Einmal zu Beginn mit einer neuen Filmmusik von Martin Smolka, die zunächst nur feine Akzente setzte, dann immer wilder und sehr effektvoll die turbulente Reise des bizarren Fahrzeugs illustrierte. Und dann noch einmal am Ende mit Erik Saties originaler, von Andrew Digby neu arrangierter Musik: Satie übersetzte die Bewegungsabläufe des Films in gleichmäßige, mal schneller, mal langsamer fließende Gesten. Bild und Ton wurden hier eins.



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