Martin Smolka

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Die Seele auf dem Esel (2008)

Duše jede na oslu

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Program Note:


(EN)

Someone told me about a Bavarian proverb or saying, which concerns fast traveling: the soul comes by bicycle. I admired that manifesto against haste and made my own variation. A donkey opened number of lovely associations, even from the New Testament.

My work on the piece developed from experimenting with cello, particularly with unbroken triads and high natural harmonics on deep strings. When outside strings of a triple-stop are open or play natural harmonics and the central string is stopped in high position, than triad could be played unbroken like on the gamba. I made a long list of triads, which were rich in resonance. Then I ordered them to groups according to expression and gave poetical indications to the groups, such as sadness, sobs, abstract outcries, graceful yell, ringing cut or flow-waves-horsehairs. The other basic material assembled melodic fragments of the harmonics, focusing their velvet sound and the beautiful microtonal constellations with 7th harmonic.

The sequence of six short movements is formed like "opening scissors". Contrast is increasing between loud and silent, speedy and slow, tutti and chamber, haste and peace.

The whole piece varies round and round the only two kinds of sound mentioned above, which in fact has lot in common (especially the ever-generated long resonance) as well as do the almost anagrammatic words Seele and Esel in the title.


Martin Smolka


(DE)

Martin Smolkas Stück Die Seele auf dem Esel hat zwei Ebenen: die der außermusikalischen Inspiration und die der Klangtechnik. Der Title des Werks bezieht sich auf eine Redensart, von der ein bazerischer Bekannter dem Komponisten berichtet hat. Sie lautet: "Die Seele kommt auf dem Fahrrad". "Mir gefiel dieses Manifest gegen Hast und Eile sehr gut," schreibt Smolka, "ich überlegte mir aber eine individuelle Abwandlung: ein Esel würde eine große Zahl hübscher Assoziationen eröffnen, nicht zuletzt auch aus dem Neuen Testament." So kam es, dass Smolka das Fahrrad durch den guten alten Esel ersetzte, der schon Joseph und Marie mit ihrem neugeborenen Kind zwei langsam, aber dafür sicher nach Ägypten brachte.

Auf der Ebene der Klangtechnik experiementierte Smolka für sein Stück mit dem Cello, speziell mit ungebrochenen Dreiklängen und hohen natürlichen Flageolett-Tönen auf tiefen Saiten. Dreiklänge muss man normalerweise auf modernen Streichinstrumenten gebrochen spielen. Das heißt, man kann aufgrund der Wölbung der Saiten über dem rundlichen Griffbrett nur zwei Saiten gleichzeitig streichen, die dritte muss man kurz vorher ganz schnell anspielen, damit beim Hörer möglichst der Eindruck von Gleichzeitigkeit entsteht. Martin Smolka hat bei seinen Versuchung herausgefunden, wie man die Wölbung der Saiten umgehen kann. Wenn man die beiden äußeren Saiten leer spielt oder den Finger nur ganz sanft aufsetzt, so dass die Saite micht bis zum Griffbrett heruntergedrückt wird (Flageolett), die auf einer Ebene und können zusammen angespielt werden. Smolka erstellte eine Liste mit den ausdrucksstärksten dieser Dreiklänge und ordnete sie nach bestimmten poetischen Dreiklängen verwendete Smolka melodische Fragmente, die er aus der Folge der Obertöne gewann. Das gesamte Werk kreist um diese beiden Klangtechniken, die vieles gemeinsam habe, "so viel wie die fast anagrammatischen Wörter Seele und Esel im Titel" (Smolka).

Aus diesem Klangmaterialen bildete Smolka sechs kurze Sätze, die sich wie eine Schere öffnen. Denn die Kontraste zwieschen laut und leise, schnell und langsam, hastig und ruhig, voller und reduzierter Besetzung verstärken sich im Verlaufe des Stücks und laufen auseinander wie bei einer Schere.


© Wolfgang Schicker


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